Diskussionsveranstaltung des LEE-Südwestfalen am 11. April 2018 in Hagen

Der globale Klimawandel mag zunächst abstrakt erscheinen, allerdings müssen die Menschen mit den damit verbundenen Herausforderungen vor der eigenen Haustür zurechtkommen. Daher stehen Regionen und Kommunen vor der Frage, welchen Beitrag sie leisten können. Zu dieser und vielen weiteren Fragen hatte der LEE-Regionalverband Südwestfalen in die ENERVIE-Zentrale in Hagen eingeladen. Der Einladung waren Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gefolgt. Neben dem Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Arnsberg, Hans-Josef Vogel, diskutierten unter anderem auch Dieter Dzewas, Bürgermeister der Stadt Lüdenscheid, und Thomas Frye von der Industrie- und Handelskammer Arnsberg über den Klimaschutz und die Energiewende in der Region Südwestfalen.
Als Betroffene und Handlungsträger sind die kommunalen Akteure entscheidend bei der Verwirklichung der Klimaschutzziele. Durch die Einstellung der Arbeiten am Sachlichen Teilplan „Energie“ des Regionalplans Arnsberg, liegt die Verantwortung umso mehr in den Händen der Städte und Gemeinden. Mit dem Ausbau der Wind-, Solar- und Bioenergie sowie der Wasserkraft in der Region und dem Durchbruch der Elektromobilität bieten sich den Kommunen und den vielen mittelständischen Unternehmen in Südwestfalen große Wertschöpfungspotenziale, welche es entschlossen zu nutzen gilt.
Dass die Entwicklung im Regierungsbezirk Arnsberg noch deutlich Luft nach oben hat, machte Karl Wittgenstein, Vorsitzender des LEE-Südwestfalen, in seiner Begrüßung deutlich: „Bei der Windenergie letzte, bei der Photovoltaik vorletzte Region und beim Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch nur Mittelfeld in NRW: Daran sieht man ganz klar, dass Südwestfalen noch zu viel Potenzial verschenkt bei der Energiewende“, deutete der Regionalvorsitzende die Erneuerbare-Energien-Bilanz für die Region, die der Verband erst kurz zuvor vorgestellt hatte. Wittgenstein wies aber auch auf die wirtschaftlichen Vorteile der Energiewende für die Region hin: „Statt hoher Ausgaben für fossile Brennstoffimporte bringt die Energiewende neue Wertschöpfung und Arbeitsplätze, Innovationen und im besten Sinne des Gemeinwesens auch die Möglichkeit, gemeinsam Projekte erfolgreich zu realisieren.“
Im einleitenden Impulsvortrag bestätigte Dietmar Schüwer, Projektleiter Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen des Wuppertal Institut, dass viele Hebel zum Schutz des Klimas auf kommunaler Ebene bewegt werden können und müssen. „Energieeffizienz und Erneuerbare Energien sind dafür Schlüsseltechnologien, um unseren Strom, aber auch unsere Gebäude, die Industrie und den Verkehrsbereich klima- und umweltfreundlich umzustellen. Dabei kommt es natürlich auch auf das Engagement der Regionen und Kommunen vor Ort an“, so Schüwer in Hagen. Insbesondere Windenergie und Photovoltaik seien unentbehrlich und müssten in der Region Südwestfalen deutlich stärker ausgebaut werden.
Ein starkes Engagement der Regionen zog Regierungspräsident Hans-Josef Vogel nicht in Zweifel. Er plädierte allerdings auch für einen differenzierten Blick. Einige Kreise im Regierungsbezirk, etwa Soest und der HSK stünden im Vergleich schon sehr gut da. Vogel hob besonders den gesellschaftlichen Aspekt der Energiewende hervor. Bisher seien die Bürgerinnen und Bürger zu wenig einbezogen worden. Kommunen müssten fortan stärker in die Planung mit einbezogen werden, da sie über regional spezifisches Wissen verfügten. Damit sprach sich Regierungspräsident Vogel dafür aus, den Fokus auf einen Bottom-Up-Ansatz zu legen: Die Fortführung der Energiewende aus Sicht der Bürger.
Die Diskutanten der Podiumsdiskussion waren sich darin einig, dass der Klimaschutz keine Wahl lässt und schneller und engagierter auf allen Ebenen gehandelt werden muss. Dr. Peter Neuhaus von den Klimawelten Hilchenbach, forderte eindringlich und vehement, dass jetzt endlich gehandelt werden müsse. Die Klimawelten Hilchenbach verstünden sich als Trommler für die Energiewende. Da der Klimawandel dramatische und irreversible Auswirkungen habe, brauche es eine Revolution, um dieser Herausforderung zu begegnen.
Regierungspräsident Vogel legte Wert darauf, dass die jungen Generationen ein Grund zur Hoffnung und hier Veränderung zu erwarten sei. Es brauche für Akzeptanz in der Bevölkerung deutlich mehr Beratung, Information und Förderung. Dies allerdings nicht nur in der fachlichen Sache. Verständnis finge dabei auch mit der richtigen Ansprache an: „Wenn wir weiter so technisch beispielsweise von Sektorenkopplung sprechen, werden wir die Menschen nicht erreichen“, so Vogel.
Auch Dieter Dzewas, Bürgermeister von Lüdenscheid, sprach sich dafür aus, dass Bewusstsein für die Sache auch dadurch entstehen könne, indem die direkte Betroffenheit der Bevölkerung besser vermittelt würde. Dass dabei auch die Unternehmen der Region Ihren Anteil tragen, machte Thomas Frye von der IHK Arnsberg klar. Auch durch die Produkte der Industrie und Wirtschaft aus der Region werde der Klimawandel bekämpft.

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